01.07.2020

Ledertapeten in Oslo mit Expertise aus dem FILK Freiberg restauriert

Nicht zum ersten Mal lieferte das FILK Leder für die Restaurierung kostbarer, historischer Ledertapeten. Auch im Schloss Moritzburg bei Dresden schmücken kunstvoll verzierte Ledertapeten die Wände zahlreicher Säle, die im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten restauriert wurden. Damals hatte man gemeinsam mit dem sächsischen Landesamt für Denkmalpflege in einem Forschungsprojekt, finanziert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die historischen Ledertapeten analysiert und Parameter für neue Restaurierleder definiert. In einem zweiten Schritt wurde dann ein vegetabiles Gerbverfahren entwickelt, das Leder erzeugt, das in seinen Eigenschaften möglichst nah an den Originalen liegen. Die rein pflanzlich gegerbten Leder eignen sich für die kunstvolle Verzierung und sind sehr alterungsbeständig.

 

Nun greift auch das norwegische Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo auf die Expertise der Freiberger Forscher zurück. Das Norwegische Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design nutzt Leder vom FILK Institut in einem großen Projekt zur Restaurierung von Goldleder-Wandbehängen aus dem 17. Jahrhundert. „Weil wir ein hochwertiges Qualitätserzeugnis von Produzenten wollten, die bereit sind, über die Gerbstoffe und deren Anwendung Auskunft zu geben, entschieden wir uns für Leder vom FILK. So wissen wir, dass das Leder keine Stoffe enthält, die mit den originalen Goldleder-Wandbehängen reagieren könnten. Wir sind mit den Ledern vom FILK sehr zufrieden.“, sagte die Restauratorin Vilde Dalåsen.

Auch die Krönungsfigur Augusts des Starken im Dresdner Residenzschloss trägt Leder aus Freiberg. Das sehr weiße und weiche Glacé-Leder wurde einst für die Restaurierung von historischen Orgeln entwickelt.

Das Tapetenleder ist nicht das einzige Lederprodukt für Restaurierungszwecke, mit dem das FILK die Erhaltung und Rekonstruktion von Kunst- und Kulturgegenständen unterstützt. Für die Restaurierung historischer Orgeln der Region wurde vor Jahren am Institut ein sehr altes Gerbverfahren wiederbelebt. Es bringt sehr weiße und weiche Leder hervor, das sogenannte Glacé-Leder. Diese Leder, ursprünglich als Handschuhleder für französische Offiziere entwickelt, wird seit Jahrhunderten auch zur Abdichtung der Ventile und als Pfeifenhütchen der Orgelpfeifen benötigt. Wenn das alte Weißgerbverfahren zum Einsatz kommt, wird die Gerberei zur Backstube. Für die Gerbung kommt u.a. Alaunsalz, Eipulver, Mehl und Wasser zum Einsatz, dadurch wird das Leder hochgefüllt und besonders weiß und weich.

Dieses Glacé-Leder kam nun jüngst bei der originalgetreuen Rekonstruktion der Figurine „August der Starke“ zum Einsatz. Die Krönungsfigur des Kurfürsten von Sachsen und König von Polen wurde anlässlich seines 350. Geburtstages erschaffen und ist im Dresdner Residenzschloss zu sehen. Die Füße und Beine der Figurine zieren Stiefel aus dem Freiberger Glacé-Leder, das zusätzlich mit einem Silbergewebe bespannt ist. Gefertigt wurden die Stiefel von der Maßschuhmacherei Preiß in Dresden.

Als sich die Restauratoren der Staatlichen Kunstsammlungen an die Arbeiten für die Figurine machten, erinnerte man sich an die Freiberger Kompetenzen bei der Nachstellung alter Gerbverfahren. „Als Studentin der Gemälderestaurierung hatte ich schon 2008 in dem Projekt zur Restaurierung der Ledertapeten im Schloss Moritzburg mit dem FILK Kontakt. Die Restauratoren des Schlosses konnten damals ein geeignetes Leder entwickeln. Als wir dann den Auftrag für die Krönungsfigur bekamen, war es gut, dass wir für das Thema Leder mit dem FILK einen kompetenten Ansprechpartner hatten. Wie bei den Tapeten- und Orgelledern war auch hier wichtig, dass das Leder keine Reaktionen mit anderen Werkstoffen zeigt.“ sagt Stefanie Penthin, Restauratorin bei den Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

Die Krönungsfigur ist in der Dauerausstellung im Großen Bilderkabinett im Residenzschloss in Dresden zu sehen.

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