1 Allgemeine Materialeigenschaften, Grundparameter
Die allgemeinen Materialeigenschaften beschreiben die grundlegenden Parameter von Materialien. Sie sind für die Identifikation und Kategorisierung der Materialien von essentieller Bedeutung. Zudem nehmen die Grundparameter direkt und indirekt Einfluss auf andere spezifische Materialeigenschaften.
2 Festigkeitseigenschaften und Verformungsverhalten
Die materialspezifischen Festigkeits- und Verformungseigenschaften bestimmen die mechanischen Beanspruchbarkeiten, Formänderungsvermögen und Versagenswiderstände. Neben den Kennwerten der Zugfestigkeit, der Höchstzugkraft sowie der Bruch- und Höchstzugkraftdehnung gehören auch die Weiterreißfestigkeit, die Stichausreißfestigkeit, die Haftfestigkeit, die Biegesteifigkeit, die statische und bleibende Dehnung, das Druckspannungsverformungsverhalten sowie die Zähigkeit zu den wesentlichen physikalisch-mechanischen Materialeigenschaften. Sie sind sowohl verarbeitungs- als auch anwendungsrelevant.
3 Alterung und Materialermüdung
Infolge kontinuierlicher oder wechselnder Exposition von Materialien in Bewitterungs- und Umweltbedingungen (z. B. künstliches Tages- oder Sonnenlicht, Temperatur, Feuchte, Klimata), mechanischen Dauerbelastungen sowie sonstigen Medieneinwirkungen werden zeitlich beschleunigte Materialalterungs- und Materialermüdungsprozesse hervorgerufen. Für die Bestimmung der sich gegenüber dem Ausgangszustand einstellenden Veränderungen der physikalischen Materialeigenschaften steht ein umfangreiches Spektrum an Methoden basierend auf unterschiedlichen Alterungsszenarien, Lagerungen und Expositionsbedingungen zur Verfügung. Die Untersuchungen liefern wichtige Hinweise zu den spezifischen Einsatzpotentialen, Grenzen sowie der Lebensdauer von Materialien.
Zusätzlicher Titel Abrieb und Verschleiß
Abrieb und Verschleiß beschreiben Oberflächenveränderungen infolge mechanisch-tribologischer Beanspruchungen von Materialien. Dem Produkt und Anwendungsfall entsprechend werden die Abrieb- und Verschleißeigenschaften der Reibpartner in Relativbewegungen bestimmt. Mit linearen (z. B. Crockmeter, Linear Abrasion Tester, Abrex®, VESLIC-Testgerät, etc.) sowie rotatorischen (z. B. Taber®, Martindale, Schopper, etc.) Belastungsszenarien mit Anwendung auf trockene, nasse als auch mit Medien behandelte Zustände stehen eine Vielzahl unterschiedlichster Methoden zur Prüfung der Abrieb-, Scheuer- und Verschleißbeständigkeit bzw. Abrieb- und Verschleißwiderstände zur Verfügung.
Die Verträglichkeit und Widerstandsfähigkeit von Materialien gegenüber Chemikalien, Medien, Zubereitungen, Simulanzen und Mikroorganismen sowie dynamischen mechanischen Belastungen werden in diversen Beständigkeitsprüfungen ermittelt. Dem Produkt und Anwendungsfall entsprechend werden in beschleunigten Verfahren die Materialien u. a. mit Wasser und wässrigen Lösungen (z. B. künstliche Schweiß-, Speichel- und Salzlösungen), Desinfektionsmitteln, Reinigungs- und Pflegeprodukten (z. B. Cremes und Kosmetika), organischen Lösungsmitteln, Ölen und Fetten sowie Betriebsmedien (z. B. Kraftstoffe) in Direktkontakt gebracht oder in verschiedenen künstlich erzeugten Atmosphären (z. B. Exposition mit Aminen, Stickoxiden (NOx)) ausgesetzt. Die einhergehenden Änderungen der physikalischen Materialeigenschaften gegenüber dem Ausgangszustand werden ermittelt. Darüber hinaus werden sowohl Absorptions-, Migrations- und Penetrationswirkungen diverser Medien (z. B. statische und dynamische Wasseraufnahme, Wasserdurchdringung, Wasserdichtheit) als auch Abbau-, Zersetzungs-, Delaminationsprozesse und andere Versagensphänomene und Schadensbilder (z. B. Rissbildung, Weißbruch) betrachtet.
Echtheitsprüfungen adressieren die Widerstandsfähigkeit von Färbungen von Materialien gegenüber multiplen externen Einflüssen. Materialoberflächen wie Lack- und Deckschichten sowie Zurichtungen werden in verarbeitungs- und anwendungsrelevanten Szenarien mechanischen Abriebbeanspruchungen (z. B. Reibechtheiten), Bestrahlungen (z. B. Lichtechtheiten), diversen Wärme- und Klimalagerungen (z. B. Farbechtheiten, Migrationsechtheiten) sowie Lagerungen in Wasser und künstlichen Lösungen (z. B. Farbechtheiten gegen Schweiß, Meerwasser, Speichel, Lösungsmittel) unterzogen. Die Farb(kontrast)änderungen der Materialien sowie die Farb(kontrast)übertragungen durch sog. Anbluten von Referenzmaterialien (z. B. Reib- und Begleitgewebe, Folien) werden mit entsprechenden Prüfstandards (z. B. Graumaßstab, Blaumaßstab) ermittelt. Die Echtheiten von Materialien stellen essentielle Materialeigenschaften dar und liefern wichtige Hinweise zu den Gebrauchs-, Pflege- und Langzeiteigenschaften.
7 Anschmutzverhalten und Reinigungsfähigkeit
Die Gebrauchs- und Pflegeeigenschaften von Oberflächenmaterialien werden maßgeblich durch deren Anschmutzverhalten und Reinigungsfähigkeiten charakterisiert. Den konkreten Interieuranwendungen entsprechend erfolgen die jeweiligen Anschmutzungs- (z. B. feste und flüssige Schmutze, Lebensmittel, diverse Medien) und Reinigungsschritte (z. B. manuell oder instrumentell) in Kombination mit verschiedenen Zwischenlagerungen nach definierten Vorgaben vielfältigster Prüfmethoden. Neben der Bestimmung der spezifischen Materialeigenschaften selbst ermöglichen diese Untersuchungen auch die Quantifizierung und Beurteilung von z. B. neuartigen "Anti-Soiling-" und Ausrüstungssystemen für die Materialoberflächen.
Die verarbeitungs- und anwendungsrelevanten Oberflächeneigenschaften von Materialien werden auf Grundlage taktiler, optischer und zerstörender Verfahren bestimmt.Durch die zu ermittelnden physikalischen und topografischen Kenngrößen wie z. B. Härte, Kratzfestigkeit, Schreibneigung, Glanzgrad, Oberflächenreflexion, Leitfähigkeit, Oberflächenspannung/-widerstand, Rauigkeit und Narbtiefe können Eigenschafts-Funktions-Zusammenhänge abgeleitet werden, die sowohl zur Materialentwicklung, Prozess- und Qualitätskontrolle als auch zur Identifikation von Ursachen für Funktionsausfälle und bestimmten Schadensbildern (z. B. Enthaftung von Schichten) von Materialien wichtige Hinweise liefern.
9 Brennverhalten und Entflammbarkeit
Die Qualifizierung der Materialien entsprechend der Eigenschaften Brennverhalten und Entflammbarkeit stellen im freigabe- und/oder typgenehmigungsrelvante da sicherheitsrelevante Prüfungen dar. Im Rahmen der Untersuchungen werden die Materialien einer definierten Zündquelle ausgesetzt und jegliches mit der Entzündung, der Flammenausbreitung, dem (Selbst)Erlöschen oder einem speziellen Versagen (z. B. von Druckschläuchen) im Zusammenhang stehendes Verhalten erfasst. Das angebotene Spektrum der Brennprüfungen beinhaltet standardisierte und kundenspezifische Prüfverfahren zur Beurteilung der Entzündbarkeit bzw. Entflammbarkeit sowie das Brennverhalten von nichtmetallischen Werkstoffen, Verbunden und Baugruppen mit Fokus auf Komponenten der Kraftfahrzeuginnenausstattung.
Als Technischer Dienst A führen wir Prüf- und Consultingdienstleistungen nach UN-Regelung 118 (ECE-R 118), Anhänge 6 bis 9 für Produktentwicklungen und im Rahmen von neuen oder zu erweiternden Typgenehmigungen des deutschen Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) durch.
10 Tribologische Eigenschaften
Die Ermittlung der tribologischen Eigenschaften von Materialien, genauer das Verhalten gegenüber Reibung und Verschleiß, spielt eine wesentliche Rolle in der Anwendbarkeit und für die Lebensdauer der daraus hergestellten Produkte. Neben der Ermittlung von Reibkoeffizienten unter Laborbedingungen führt der Weg auch zu immer realitätsnaheren Prüfungen bei bestimmten Klimata oder definierten Lagerungen der Proben vorab. Spezialthema innerhalb der Prüfungen ist das Stick-Slip-Verhalten von tribologischen Paarungen. Hier wird die Wahrscheinlichkeit für diverse Quietsch- und Knarzgeräusche ermittelt, welche durch ungünstige Materialkombinationen verursacht werden können.
11 Spezialprüfungen und sonstige Verfahren
Im Rahmen standardisierter als auch wissenschaftlich-technologisch angepasster Untersuchungen können Informationen und Hilfestellungen für Produktentwicklungen, Produktionsabläufe und Produktqualitäten abgeleitet werden. Basierend auf den umfangreichen Möglichkeiten der qualitativen und quantitativen Materialuntersuchungen sind kundenspezifische Spezialprüfungen und Analytikverfahren, gezielte Schadens- und Versagensanalysen, individuelle Bestimmungen von Gebrauchstauglichkeiten, vergleichende Materialstudien sowie Untersuchungen zur Verkehrsfähigkeit gemäß gesetzlichen Vorschriften realisierbar. Zudem können diese Untersuchungen zur Aufklärung von Rechtsstreitigkeiten und anderen Auseinandersetzungen herangezogen werden.
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