12. Freiberger Ledertage am 12. Und 13. Juni 2024 mit fast 200 Teilnehmern aus 20 Nationen
Wunderschönes Salzburg
Alle zwei Jahre finden die Freiberger Ledertage nicht am Heimatstandort, der Silberstadt Freiberg, statt. In diesem Jahr waren die Veranstalter, der VGCT und die FILK Freiberg Institute, der Einladung der Kolleginnen und Kollegen vom VÖLT, dem österreichischen Pendant zum VGCT, gefolgt.
Mit Salzburg als Austragungsort hatte man eine der attraktivsten Städte Österreichs gewählt. Sie ist politisches und kulturelles Zentrum des gleichnamigen Bundeslandes. Die Lage am nördlichen Rand der Alpen bietet ein einmaliges Panorama und die Altstadt besticht mit seinen barocken und mittelalterlichen Kirchen und Gebäuden. Über der Stadt thront die Festung Hohensalzburg, eines der Wahrzeichen der Stadt. Und natürlich ist Mozart allgegenwärtig in der Stadt.
Das Stelldichein der Europäischen Gerberei- und Lederindustrie ist seit 2012 der Branchentreff für Vertreter aus Gerbereien, der chemischen Industrie und dem Maschinenbau, aber auch Anwenderbranchen wie die Automobil- und Möbelindustrie, Schuh- und Luxusartikel-Hersteller.
12. Juni - 1.Konferenztag
Fast 200 Teilnehmer aus 20 Nationen machten sich auf den Weg nach Salzburg, um Kollegen und Freunde aus der Branche zu treffen und sich über neue Entwicklungen und Trends in der Industrie informieren zu lassen.
Das Tagungshotel Imlauer Pitter bot dafür ideale Voraussetzungen mit seinen großzügigen, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten und einem tollen Serviceteam. Absolute Wohlfühlatmosphäre!
Zum Auftakt wurden die Gäste begrüßt von Dr. Kerstin Schulte, die im vergangenen Jahr zur Vorstandvorsitzenden des VGCT gewählt, Martin Tränkwalder, Vorstandvorsitzender des VÖLT, und Prof. Dr. Michael Meyer, wissenschaftlicher Direktor am FILK.
Die Keynote
Der Eröffnung folgte die diesjährige Keynote, gehalten von Mascha Kaddori, die als Veterinärmedizinerin den Verband „Tierärzte ohne Grenzen e.V.“ wissenschaftlich begleitet. Sie adressierte mit ihrem Vortrag „Pastoralismus: ein nachhaltiges und naturverträgliches Produktionssystem“ die Bedeutung einer nachhaltigen Viehzucht in der Region Ostafrika. Pastoralismus ist ein traditionelles Produktionssystem, das sich auf die Haltung und Bewirtschaftung von Nutztieren, hauptsächlich Wiederkäuern, vor allem in offenen Landschaften konzentriert. Aufgrund seiner inhärenten Verbindung zu natürlichen Ökosystemen und der minimalen Abhängigkeit von externen Inputs gilt es seit langem als nachhaltiger und naturpositiver Ansatz. Der Pastoralismus trägt zu einer nachhaltigen Landbewirtschaftung bei, indem er eine übermäßige Ausbeutung von Ressourcen vermeidet, eine natürliche Regeneration ermöglicht und die Mobilität von Nutztieren erleichtert, um den lokalen Druck auf das Land zu verringern.
Mit Vorträgen zum CO2- und ökologischem Fußabdruck von Leder setzte sich der Tag fort, gefolgt von Präsentationen zu neuen Analyse- und Charakterisierungsmethoden für Leder. Unsere Kollegin, Dr. Sandra Stenzel, erläuterte in ihrem Vortrag „Entwicklung von Analysemethoden tierischer Inhaltsstoffe in veganen Lederalternativen“ wie sie falschen Produktkennzeichnungen auf die Spur kommen möchte, indem sie DNA- und proteinbasierte Analysemethoden kombiniert. So sollen tierische Inhaltsstoffe in vegan gekennzeichneten Produkten nachgewiesen werden.
Die Preisverleihungen des VGCT
Im Anschluss an die Mittagspause folgten die Preisverleihungen des Jahres 2024. Mit dem Förderpreis wurde dieses Jahr Elias Sattler als Jahrgangsbester in der Ausbildung zur Fachkraft für Lederherstellung und Gerbereitechnik ausgezeichnet. Er hat seine Ausbildung bei der Firma Zschimmer & Schwarz abgeschlossen. Der Preis wird zur Förderung des wissenschaftlichen und technischen Nachwuchses vergeben und ist mit einem Betrag von 500 Euro dotiert.
Der Jahrespreisträger, der mit einer Medaille geehrt wird, ist dieses Jahr Dr. Martin Kleban, TFL, in Würdigung seines langjährigen Engagements für den VGCT und die Lederindustrie. Mit seiner fachlichen Expertise im Bereich regulatorischer Anforderungen zusammen mit seinen wissenschaftlich fundierten Kenntnissen ist er zu einem anerkannten Berater und Unterstützer der Lederindustrie geworden und hat erheblich zur Reputation von Leder beigetragen.
Wir gratulieren allen Preisträgern herzlich zu diesen herausragenden Leistungen und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg!
Der Nachmittag des ersten Tages hielt neue technologische Ansätze in der Lederverarbeitung bereit. Unsere Kollegin, Dr. Ulrike Straßburger, stellte Ergebnisse aus einem Projekt zum ultraschallgestützten Prägen von Leder vor. Mit dem Verzicht auf beheizte Prägewerkzeuge eröffnen sich mit dieser Technologie neue Möglichkeiten der Verwendung additiv gefertigter Kunststoffstempel. Diese besitzen ausreichende Festigkeit und Formstabilität, um Prägungen mit hohen Abformgenauigkeiten im Leder zu erzeugen. Besonders kleinflächige Muster können sehr individuell auch nachträglich in Ledererzeugnissen abgebildet werden.
Der Abend
Danach ging´s auf Sightseeing-Tour durch Salzburg. Diese startete direkt vom Tagungshotel Pitter, vorbei am Schloss Mirabell, dem Wohnhaus von Mozart, querte die Salzach, weiter zu Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse und am Dom vorbei und endete am Restaurant Stiegl Keller, von dessen Terrasse man einen wunderbaren Panorama-Blick auf die Salzburger Altstadt hat. Im Festsaal des Stiegl-Kellers traf man sich zum gemeinsamen Abendessen, mit typischen Salzburger Spezialitäten und natürlich Stiegl Bier aus der eigenen Brauerei.
13. Juni - Zweiter Konferenztag
Der Vormittag des zweiten Tages stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit, die auch in der Gerberei- und Lederindustrie das bestimmende Thema bleibt. Viele Unternehmen, Forschungseinrichtungen, NGOs und Branchenverbände arbeiten an Lösungen, die die Lederherstellung und –verarbeitung nachhaltiger gestalten. Das spiegelte sich auch im diesjährige Vortragsprogramm wider. Es wurden unterschiedliche methodische Ansätze für LCA-Bewertungen von Leder und neue biobasierte Hilfsstoffe vorgestellt. Auch die Automatisierer richteten den Blick auf mehr Nachhaltigkeit, indem sie vor allem Lösungen für eine bessere Rückverfolgbarkeit und Qualitätskontrolle zeigten.
Prof. Dr. Haiko Schulz, Dr. Anke Mondschein (bei FILK Institute) und Andreas Meyer (VDL) berichteten in ihrem Vortrag zu über die Möglichkeiten zur Aus- und Fortbildung in der Branche und ein aktuelles EU-Projekte META SKILLS 4TCFL (Alliance for Corporation on Digital and Circular Economy Skills for the TCFL sector across Europe), das Mitarbeitern der Industrie die Fähigkeiten vermittelt, die notwendig sind, um Unternehmen beim digitalen und ökologischen Wandel zu unterstützen. Gleichzeitig werden im Projekt ganz neue Lernmethoden erarbeitet, die dazu beitragen, junge Generationen anzusprechen. Thomas Lamparter, WetGreen GmbH, berichtete von seiner Unterstützung der Kampagne #LoveMyLeatherJob, in der Mitarbeiter dazu ermutigt werden, über ihren Job in der Lederindustrie zu sprechen und der Branche ein Gesicht zu geben.
Ausklang und Fare Well
Das Vortragsprogramm endete mit Präsentationen aus der chemischen Industrie, die sich mit neuen Nachgerb- und Zurichttechnologien beschäftigen, die ebenfalls das Thema Nachhaltigkeit adressierten. Und dann waren sie auch schon wieder Geschichte: Die 12. Freiberger Ledertage in Salzburg, Österreich. Wir danken allen Vortragenden, Teilnehmern, Unterstützern und den Kollegen vom VÖLT, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben.
Und vor allem danken wir nochmal herzlich unseren Gastgebern vom Imlauer Pitter, unseren Gästeführern, dem Team vom Stiegl Keller in Salzburg, unserem Technik-Team von Audio Delight und unseren Dolmetscherinnen, Ariane Stark und Nikola Basler, für den außergewöhnlichen Service und Einsatz, wir haben uns sehr willkommen gefühlt!
In 2025 kehren die Ledertage zurück nach Freiberg. Dann trifft sich die europäische Gerberei- und Lederindustrie am 21. Und 22. Mai 2025 an ihrem „Heimatstandort“. Der VGCT und wir als Co-Veranstalter freuen sich auf das Wiedersehen mit Partnern, Kollegen und Freunden!