Entschlüsselung von Fehlgerüchen in Polypropylen – Einfluss von Additiven und Verarbeitung

BMWi IGF 19066 BG | Laufzeit: 03.2016 – 02.2019 Ute Morgenstern, Haiko Schulz, FILK Freiberg; Klaas Reglitz, Leibniz-LSB TU München
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  • Werkstoffcharakterisierung

AUSGANGSSITUATION

Die Ursachen und Quellen des als chemisch, stechend riechend und löse­mittel­artig beschriebenen Geruchs von poly­propylen­basierten Materialien sind bislang nicht systematisch untersucht worden.

PROJEKTZIEL

Mit diesem Vorhaben wurden die geruchs­verursachenden Einzel­substanzen in poly­propylen­basierten Produkten in Abhängigkeit von deren Zusammen­setzung und der Verarbeitungs­technologie identifi­ziert und quantifi­ziert.

LÖSUNGSWEG

Die Herausforderung des Vorhabens bestand in der syste­matischen Betrachtung der einzelnen Verarbeitungs­schritte vom Granulat bis zum Compound und dem spritz­gegossenen Produkt in Abhängig­keit vom eingesetzten Additiv. Nur so können Geruchs­stoffe im Kunst­stoff identifi­ziert werden und Zusammen­hänge zwischen den gefundenen Strukturen, den Fehl­gerüchen und der Bildung während des Herstellungs- und Verarbeitungs­prozesses gefunden werden. Der aus den Untersuchungen abzuleitende Verfahrens­vorschlag ermöglicht, gezielt Produkte mit einem verbesserten, d. h. signifikant geminderten Geruch herzustellen.

ERGEBNISSE

Es ist gelungen, 1-Hexen-3-on für die unter­suchten Materialien als die Komponente zu identifi­zieren, die den wichtigsten Beitrag zum plastik­artigen Geruch liefert. Weitere Verbindungen weisen eine phenolische Struktur auf.

Die für die Unter­suchung der geruchs­verursachenden Substanzen hergestellten Compounds bestehend aus einem minimal stabili­siertem Poly­propylen (PP) und den jeweils einzelnen Additiven Irganox® 1010 FF, Irgafos® 168 FF, Tinuvin® 770 DF sowie den Füll­stoffen Talkum und Wollastonit als auch deren Gesamt­mischung nach einer optimierten Technologie wurden vergleichend mit kommerziell verfügbaren PP-Homopolymeren auf geruchs­verursachende Substanzen untersucht.

Die erforderlichen Master­batches wurden material­schonend hinsicht­lich Abbau des Polymer­trägers bei optimiertem Durchsatz sowie Dreh­moment­auslastung hergestellt. Es wurde ein optimales „Proben-work-up“ für die Identifi­zierung und Quantifi­zierung der geruchs­verursachenden Substanzen erarbeitet. Das optimierte „Proben-work-up“ wurde in Vorversuchen auf drei unter­schiedlich stabili­sierte kommerzielle Homo­polymere (PP30, PP31 und PP32) angewandt. Eine vergleichende Aroma­extrakt­verdünnungs­analyse (vAEVA) dieser drei Polymere zeigte eindeutige Geruchs­unterschiede, die qualitativ und quantitativ belegt werden konnten. Die Zahl der geruchs­aktiven Verbindungen stieg vom minimal stabili­siertem PP von 21 auf 33 für ein mit Talkum gefülltes kommerzielles PP. Das Geruchs­profil ist in der Grafik dargestellt.

In einer vAEVA wurden zwischen den gezielt herge­stellten Compounds zum Teil deutliche Unter­schiede festgestellt. Größere Unter­schiede lagen gerade in den „plastik­artigen“ bzw. „phenolischen“ Geruchs­noten. Diese Unter­schiede bestätigten sich durch die exakte Quantifi­zierung der Geruchs­stoffe sowie durch die Berechnung der Odour Activity Values (OAVs). In den meisten Proben lieferte nur das nach Plastik riechende 1-Hexen-3-on einen Geruchs­beitrag. Proben, denen nur ein Additiv zugesetzt wurde, wiesen lediglich einen leichten Plastik­geruch auf. Der inten­sivste Plastik­geruch wurde bei dem talkum­haltigen Compound ermittelt. Hier wurde das plasti­kartige 2-tert-Butylphenol mit höchstem OAV ermittelt.

Der Füllstoff Talkum katalysiert die Bildung der Butyl­phenole, deren Bildung sich aus dem Abbau der der Additive Irganox® 1010 FF und Irgafos® 168 FF erklärt. Zudem wird vermutet, dass im Polymer vorhandene Fette bzw. Öle zur Bildung von 1-Hexen-3-on führen.

Ein sensorischer Vergleich der Proben mit der Mischung aus den geruchs­aktiven Substanzen zeigte, dass die Geruchs­simulation der Proben tenden­ziell gut nach­gestellt werden konnte. Das Forschungs­ziel wurde erreicht.

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Danksagung

Das IGF-Vorhaben 19066 BG der Forschungs­vereinigung „Forschungs­institut für Leder und Kunst­stoff­bahnen gGmbH“, Meißner Ring 1-5, 09599 Freiberg wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der „Industriellen Gemeinschafts­forschung und -entwicklung (IGF)“ vom Bundes­ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Wir bedanken uns für die gewährte Unterstützung.

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